ZukunftsfÀhige Kostenrechnung

Das Controlling der Zukunft. Die GeschÀfte wandeln sich. Neue Technologien vernetzen unsere Welt und wir digitalisieren unser Leben und unsere Leistungen. Die Innovationsgeschwindigkeit wird höher und die KomplexitÀt der GeschÀfte nimmt zu. Expertenwissen von Prof. Dr. Gerberich

„Kostenrechnung und Controlling dürfen nicht stehen bleiben, sondern müssen den Wandel begleiten und sogar aktiv vorantreiben“.

Dies fordert ein Umdenken und Neugestalten. Alte Zöpfe müssen ab. Die Zukunft erkennen und gestalten ist der zentrale Fokus der Kosten- und Leistungsrechnung. Zukunftsorientierte Zielkosten und Zielpreise, die sich immer wieder an die aktuellen Situationen anpassen, müssen die Basis der Produkt- und Portfolio-Steuerung werden. Stichtageweise Berechnungen reichen nicht aus – Lebenszykluskosten ist das Stichwort. Agile Unternehmen brauchen agile Steuerungskonzepte. Dies gilt sowohl für die Produktpolitik als auch für die Frage der Gestaltung des GeschĂ€ftsmodells.


Reform der Kostenrechnung aus der strategischen Perspektive

Die Kostenrechnung eines Unternehmens zukunftsfĂ€hig zu machen, setzt voraus, dass die Controllerinnen und Controller ein Problembewusstsein haben, hier aktiv werden zu müssen. Wichtige Gründe sprechen dafür, ebenso wie die zunehmende Bereitschaft, sich des Themas anzunehmen.

Liegt beides vor, bedarf es eines entsprechenden VerĂ€nderungsprojekts. Dieses Projekt sollte unbedingt strategischer Natur sein. Zu groß wĂ€re sonst die Gefahr, gerade bei der so filigranen und komplexen Kostenrechnung nur in marginalen VerĂ€nderungen zu denken: Es geht vielmehr um ganz grundlegende Fragen!

Es ist nicht gottgegeben, dass die Kostenrechnung eine Periodenrechnung wie die Finanzbuchhaltung ist und ihre Daten im Wesentlichen aus dieser bezieht. Es kommen neue Datenquellen hinzu. „Nicht finanzielle Daten“ gewinnen an Bedeutung, etwa die Kundenzufriedenheit, die Weiterempfehlungsrate oder die Qualifikation oder Motivation der Mitarbeiter.

In der zu entwickelnden Vision muss aber nicht nur vorgedacht werden, was die Kostenrechnung nicht sein muss, sondern auch – und primĂ€r! – welche Rolle und Funktion sie in der Unternehmenssteuerung spielen soll. Gerade die Unternehmenssteuerung gerĂ€t im Kontext einer „VUCA-Welt“ und zunehmender Digitalisierung immer stĂ€rker unter VerĂ€nderungsdruck.

Wann ist eine Kostenrechnung wirklich zukunftsfÀhig?

Der in den meisten Unternehmen bestehende erhebliche Handlungsbedarf kristallisiert sich erst dann heraus, wenn die Herausforderungen in den Fokus rücken, denen sich die Kostenrechnung aktuell und in Zukunft stellen muss. Einige sind eher genereller Natur – wie etwa die Ausrichtung auf die sich verĂ€ndernden GeschĂ€ftsmodelle oder der wachsende Dienstleistungsanteil an der Wertschöpfung der Unternehmen. Andere sind auf die VerĂ€nderungen der Rahmenbedingungen zurückzuführen, die sich mit den Schlagworten „VUCA“ und „Digitalisierung“ beschreiben lassen.

„In Summe besteht ein erheblicher Handlungsdruck, der VerĂ€nderungen der Kostenrechnung unabdingbar macht.“

Eine Kostenrechnung ist dann zukunftsfÀhig, wenn sie:

  • auf das GeschĂ€ftsmodell des Unternehmens ausgerichtet ist.
  • sich Ă€ndernde Kostenschwerpunkte und Services berücksichtigt.
  • der Individualisierung der Produkte gerecht wird.
  • die Bedeutung von Big Data beachtet.
  • die gestiegene Unsicherheit bewĂ€ltigt.
  • sich an VerĂ€nderungen der Steuerung anpasst.
  • die durch die Digitalisierung geschaffenen Möglichkeiten nutzt.
  • der technologischen Entwicklung der ERP-Systeme folgt.


Doch wie kommt man zu dieser zukunftsfÀhigen Kostenrechnung?
Der Weg dorthin ist lang und sollte professionell gestaltet werden.

Fünf Schritte sind zu gehen:

  1. Problembewusstsein schaffen: Das Management ist mit der Kostenrechnung zumeist zufrieden, auch deshalb, weil es die SchwĂ€chen des Instruments nicht erkennt. Oftmals gilt das auch für Controller. Der beste Weg, VerĂ€nderungen anzustoßen, besteht deshalb aktuell darin, auf den SAPÂź S/4 HANAÂź-Zug aufzuspringen und die IFRS-Harmonisierung zu nutzen.
     
  2. GrundsĂ€tzliche Perspektive für die Kostenrechnung entwickeln: Hierzu gehören der Mut zu einer Vision, der Wille, sich nicht nur von den neuen technischen Möglichkeiten treiben zu lassen, und die Erkenntnis, dass die VerĂ€nderung nur als strategisches Projekt erfolgreich sein kann.
     
  3. Analyse der aktuellen und zukünftigen Rechnungszwecke: Der wichtigste Punkt hierbei ist es, zu erkennen, dass die Kostenrechnung nicht zwangslĂ€ufig die „eierlegende Wollmilchsau“ sein muss, sondern es für alle Zwecke der Kostenrechnung alternative Instrumente gibt, die zum Teil sogar deutlich besser geeignet sind.
     
  4. Planung konkreter VerĂ€nderungen: Eine Vision allein reicht nicht aus, auch wenn sie noch so schön ist. Einzelne Schritte sind erforderlich, um aus einer Vision gewünschte RealitĂ€t zu schaffen. Kurze, einfache Schritte für schnelle Erfolge sind ebenso erforderlich wie Schritte mit „Leuchtturmcharakter“ und Schrittfolgen mit „Dauerlaufcharakter“ für KĂ€rrnerthemen wie die GewĂ€hrleistung einer hinreichenden DatenqualitĂ€t.
     
  5. Organisation der VerĂ€nderung als Change Management: Kostenrechnung ist eine allseits verstandene betriebswirtschaftliche Sprache. Deutliche VerĂ€nderungen schaffen deshalb bei Managern und Controllern Unsicherheit und verursachen potentiell auch Ängste. Nebenbei wird die Einführung einer neuen Kostenrechnung deshalb nicht funktionieren.
     

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Quellen:
Jürgen Weber. ZukunftsfĂ€hige Kostenrechnung in der Unternehmenssteuerung. 2021. Haufe
Roland Gleich. Controlling Challenge 2025. Haufe
Letizia Credico. Performance Management & Controlling 2.0. 2021. Haufe
Claus Gerberich. Unternehmensziele sorgen für Erfolg? Falsch gesetzte Ziele gefĂ€hrden den Erfolg. WEKA Business
Media Zürich 2022.
Claus Gerberich. Digitale Führung 2022., Der HR Developer 08.2022
Mario Stephan. Performance Cultur Haufe Finanz Office Premium. 2021.

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